Über Frottage

Technik Frottage:
Bei der Frottage (frz. frotter: reiben), die Ernst 1925 entwickelte, und die zum Bereich der Druckgrafik gezählt wird, wird deutlich strukturiertes Material unter das Zeichenpapier gelegt und mit Graphit und ähnlichen Materialien (Bleistift, ölfreie Wachskreiden) durchgerieben.bk-maxernst-ausbrecher

Die Frottage „Der Ausbrecher“ (Blatt Nr. 30 der Serie „Histoire Naturelle“ (1926)) zeigt eine Figur die vielfältig deutbar ist. Beim Verstehen des Bildes hilft auch der Bildtitel nicht weiter, denn sämtliche Werke von Max Ernst entziehen sich jedem Interpretationsversuch. „Die Menschen sollen es nie verstehen“, heißt ein Bildtitel von 1921.

Frottage im Kunstunterricht:
Namhafte Vertreter der Kunstpädagogik, aber auch der Bayerische Grundschullehrplan verweisen auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit haptischer Wahrnehmungen im Rahmen des Kunstunterrichts. Diese sich bewusst gemachten Erfahrungen bereichern das Zeichenrepertoire der Kinder insbesondere hinsichtlich der Binnenstrukturierung. Die Frottage bk-materialinhaltsaeckchenhebt durch die haptische Erfahrung die Formen und besonders die vielfältigen Oberflächenstrukturen von Gegenständen und Materialien ins Bewusstsein der Kinder und macht sie mittels der durchgeriebenen grafischen Strukturen sichtbar. Durch den Gestaltungsprozess wird somit das zeichnerische Ausdruckspotenzial der Schüler, v. a. bezüglich der Binnenstrukturierung, erweitert, was auch der Bayerische Grundschullehrplan als wichtige Zielsetzung im Bereich des grafischen Gestaltens fordert.

bk-frottage-erklaertGrundschulkinder sollen die spezifische bildnerische „Sprache“ der Kunst wahrnehmen und vielfältige künstlerische Ausdrucksformen, wie zum Beispiel die Frottage, kennen und für sich selbst im Sinne eines „Katalysators schweifender Fantasie“, wie Constanze Kirchner es ausdrückt, auch nutzen lernen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Alltagsmaterialien Grundlage für künstlerische Gestaltung und Aktion sein können. Diese Technik bietet gerade auch für motorisch ungeschultere Kinder die Chance, dass ihr Bild unabhängig von ihren zeichnerischen Fähigkeiten, gelingt.

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Lehrplanbezug (Bayern):
(Lehrplan PLUS Bayerische Grundschulen Mai 2014)

  • Ku3/4 Lernbereich 1: Bildende Kunst
  • Ku3/4 Lernbereich 2: Gestaltete Umwelt
  • Ku3/4 Lernbereich 3: Visuelle Medien
  • Ku3/4 Lernbereich 5: Fantasiewelten

Lernziele:
Schüler und Schülerinnen sollen die Technik Frottage, ihren Erfinder und dessen Bild kennenlernen und mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse ein eigenes Bild in Anlehnung an Ernsts Frottage gestalten.

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Digitale Frottage:
Digitale Frottage kann in mehreren Richtungen gedacht werden. Ausgangspunkt bleibt zumeist die klassische (analoge) Frottage, mit welcher digital weitergearbeitet werden kann. Verschiedene Möglichkeiten sind folgende.

vom Material her gedacht:

  • Fotofrottage: Frottage-Strukturen digitalisieren (scannen, abfotografieren) und zu Collagen zusammenbauen
  • Technikfrottage: technische Geräte frottieren z.B. CDs, Floppys, Platinen, Lüfter… abfotografieren, einscannen und bearbeiten. (siehe Vogelbild oben)
  • Gerätfrottage: Bildschirme/Tablet/Smartphone unter Scanner legen und einscannen

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vom Verfahren her gedacht:

  • Fotografien von Strukturen, analogen Frottagen, Nahaufnahmen = Fotofrottage
  • Scans von Objekten, Händen, analogen Frottagen
  • Filter im Programm, die Scan/Fotokopie u.ä. imitieren = „Photoshopage

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Autor: LMU KP Medienwerkstatt

Blogseite der Medienwerkstatt der Kunstpädagogik für Lehramt

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